Baustelle Sagrada Familia
Was man mit bunten Würfeln alles machen kann! Bei Sagrada werden die Würfel Teil des Bildes. Nicht nur Barcelona-Fans werden es mögen.
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Nr. 1294: Sagrada | Spielwiese-Code | ![]() ![]() |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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Jeder Spieler hat ein solches Kirchenfenster, in das er seine gewählte Musterkarte mit den Vorgaben schiebt. Die drei weißen Punkte unten rechts geben an, dass der Schwierigkeitsgrad mittel ist und dass der Spieler dafür zu Beginn drei Grundsteine erhält. Bilder: Pegasus, spielwiese.at |
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Beispiel für drei Spieler (3x2+1 Würfel): Der Spieler könnte u.a. einen gelben Zweier unter den roten Würfel in seinem Kirchenfenster setzen, nicht aber darüber, weil zwei Würfel gleicher Farbe nebeneinander nicht erlaubt sind. Ausgeschlossen ist hier auch der grüne Würfel auf dem neutralen Feld unter dem grünen Würfel – sowohl Farbe als auch Schattierung wären gleich.
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So sehen die Werkzeugkarten (l.) und öffentlichen Auftragskarten aus. Jeweils drei kommen zufällig pro Spiel auf den Tisch. Wer fünf verschiedene Farben in eine Reihe bringt, würde bei diesem Beispiel (linke Auftragskarte) sechs Punkte erhalten. |
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Die gute Nachricht
Großartige Optik!
Die schlechte Nachricht
Keine Interaktion
Rein ins Spiel!
Jeder kennt die unfertige Kirche Sagrada Familia, auch wenn er noch nie in Barcelona war. Wie bei vielen Kirchenbauten üblich, gibt es auch dort eindrucksvolle bunte Kirchenfenster. Um sie dreht sich Sagrada. Vorweg, was man sich von Sagrada nicht erwarten darf: Trotz 90 bunter Würfel ein Würfelspiel im üblichen Sinn. Und ihr werdet nicht viel miteinander zu tun haben. Du spielst mehr oder weniger alleine vor dich hin. Die einzige „Konfrontation“ mit deinen Mitspielern ist, wenn ihr (nacheinander) unter mehreren Würfeln einen auswählt, den vielleicht auch ein Mitspieler gerne gehabt hätte. Den Würfel platziert ihr auf dem eigenen Tableau vor euch.
Damit ist bereits grob beschrieben, was sich bei einem Zug tut. Fehlt noch das Ziel. Die Spieler sind hier in einem Wettstreit, das schönste = wertvollste Fenster der Sagrada Familia zu gestalten.
Natürlich gelten dafür bestimmte Regeln. 20 Würfel haben im 5x4-Raster des Tableaus insgesamt Platz. Zu Beginn hat jeder Spieler eine sogenannte Musterkarte ausgewählt und in sein Kirchenfenster geschoben. Jede Musterkarte hat unterschiedlich angeordente und verschiedene Felder, auf die dann die Würfel gelegt werden. Es gibt Felder, da haben nur bestimmte Farben Platz, solche, die nach einem bestimmten Würfelwert verlangen, sowie neutrale Felder. Regel Nummer 1: Diese Vorgaben müssen eingehalten werden. Regel Nummer 2: Gleiche Farben oder gleiche Würfelwerte dürfen niemals nebeneinander platziert werden.
Zu Beginn ist das einfach. Gegen Ende hin kann es schwierig werden, was bedeutet, dass man in einer Runde seinen Würfel nicht verbauen kann und somit ein Feld leer bleibt.
Das ist auf den ersten Blick kein Beinbruch, da jedes leer gebliebene Feld nur einen Punkt Abzug bringt. Allerdings, und das wiegt schwerer, verhindert eine leere Stelle im Kirchenfenster mitunter bestimmte Wertungsmöglichkeiten. Gewertet wird nämlich folgendermaßen am Spielende:
- fürs Erfüllen der drei öffentlichen Auftragskarten, die offen am Tisch ausliegen
- fürs Erfüllen der geheimen Auftragskarte, die jeder Spieler zu Beginn erhalten hat
- für jeden Grundstein (siehe unten), den man noch besitzt, gibt es einen Punkt.
Öffentliche Auftragskarten können beispielsweise fünf Punkte für jede Spalte deines Kirchenfensters bringen, in der sich vier verschiedene Farben befinden. Oder jeweils zwei Punkte für jedes Set aus „mittleren Schattierungen“ 3 und 4. Schattierungen sind die Augenzahlen der Würfel und gemeint ist das: Je niedriger die Augenzahl, umso heller erstrahlt die Farbe des Würfels.
Gepaart mit den Vorgaben der Musterkarte in deinem Kirchenfenster ergeben sich bei fast jedem Zug (zumindest am Beginn) verschiedene Variablen, wo man einen Würfel am sinnvollsten einsetzt. Und jede Runde ist anders. Denn der Zufall spielt mit. Zu Beginn jeder Runde werden doppelt so viele Würfel, wie Spieler beteiligt sind, sowie ein zusätzlicher Würfel aus einem Säckchen gezogen und auf dem Tisch geworfen. Das ist die Auslage aus unterschiedlichen Farben und natürlich auch unterschiedlichen Schattierungen. Pro Runde kommt jeder Spieler zweimal an die Reihe, wählt jeweils einen Würfel aus und setzt sie in sein Kirchenfenster. Achtung: Wer dabei zu wenig die Punktechancen der öffentlichen bzw. seiner geheimen Auftragskarte denkt, wird bei der Wertung das Nachsehen haben.
Da wir als Fensterbauer ja Handwerker sind, bietet Sagrada auch Werkzeuge. Keine Angst, im Gegensatz zu vielen anderen Spielen führt das hier nicht zur Überfrachtung des Spiels. Es ist ganz einfach. Neben den drei öffentlichen Auftragskarten liegen die ganze Zeit auch drei ebenfalls zufällig gewählte Werkzeugkarten aus. Dazu drei Beispiele: Einen Würfel, den du wählst, drehst du auf die gegenüberliegende Augenseite; du darfst einen bereits platzierten Würfel an eine andere Stelle versetzen und dabei auch die Farbvorgabe ignorieren; du darfst einen Würfel ausnahmsweise auch so platzieren, dass er nicht an einen anderen grenzt.
Das sind oftmals wichtige Möglichkeiten, sein Kirchenfenster zu optimieren, um mehr Punkte zu erzielen. Das hat allerdings seinen Preis. Wer ein Werkzeug nutzt, bezahlt dafür mit Grundsteinen. Ein Werkzeug, das das erste Mal genutzt wird, kostet einen Grundstein. Wird das Werkzeug ein zweites Mal genutzt – egal von wem –, kostet es zwei Grundsteine usw. Da die Musterkarten, die die Spieler am Anfang wählen, unterschiedliche Schwierigkeitsgrade haben, erhält man dafür auch unterschiedlich viele Grundsteine.
Sagrada geht über zehn Runden, der Ablauf ist sehr schnell gelernt und auch die einzelnen Runden gehen flott. Aufgrund der vielen Variablen durch Würfel, die Vorgaben der Musterkarten und öffentlichen und geheimen Aufträgen lässt Sagrada viel Raum für eigene Strategien und wird auch bei mehrmaligem Spielen nicht langweilig. Die Königsidee des Familienspiels ist, dass Würfel nicht wie sonst für Laufschritte herhalten oder bestimmen, wer wie viel von irgendwas bekommt, sondern als Spielmaterial eingesetzt werden.
Und das schaut am Ende auch noch verdammt gut aus!
Nochmals spielen? Sehr, sehr gerne. |
Rund ums Spiel Das Rezensionsexemplar wurde von Pegasus zur Verfügung gestellt |