Jäger des verlorenen Schatzes
Wettlauf nach El Dorado ist wie ein Indiana-Jones-Film: Ein Abenteuer im vergleichbaren Setting, bei dem die Wahl der Mittel entscheidend ist und am Ende des Abenteuers nur einer den legendären Schatz in Händen hält. Wir behaupten: Es ist eines der besten Spiele von Reiner Knizia.
Nr. 1251: Wettlauf nach El Dorado | Spielwiese-Code | | G | 10 | | | |
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Was ist's?
Für wen?
Was braucht's?
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1 Paddel, 2 Paddel … 1 Machete, 2 Macheten … Für das Betereten jedes Feldes brauchen die Spieler genau eine passende Karte. Bild: spielwiese.at |
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Die gute Nachricht
Perfekte Spieldauer: Es ist keine Minute langweilig
Die schlechte Nachricht
Bei vier Spielern ist der vierte am Start oft ein wenig im Vorteil, weil er meist nicht blockiert wird
Rein ins Spiel!
Langgestreckt und mächtig liegt die südamerikanische Dschungellandschaft vor den Spielern. Am einen Ende die Startpunkte, am anderen Ende verheißt El Dorado Reichtum. Es geht darum, wer als Erster ankommt. Der namensgebende Wettlauf findet über Sechseckfelder statt. Da haben wir vor allem grünen Urwald, dafür braucht es Macheten, um sich den Weg zu bahnen. Es gibt gelbe Wüstenfelder, hier kommt man mit Münzen weiter. Es gibt Wasser, dazu benötigt man Paddel. Die beiden anderen Landschaftsformen Geröllhalde und Berge sind an dieser Stelle nicht so wichtig.
Münzen und die erwähnten Ausrüstungsgegenstände sammeln die Spieler mit Karten. Der Wettlauf funktioniert über das sogenannte Deck-Building. Darunter versteht man, dass alle Spieler mit einem Stapel gleicher Karten beginnen, dem Deck. Mit diesen Karten ihnen erwirbt man nach und nach weitere Karten, die ins Deck kommen. Wer sein Deck aufgebraucht hat, nimmt seine abgelegten Karten auf, mischt sie und bildet so das Deck für weitere Aktionen.
Viele Spieler finden es besonders sympathisch, dass bei diesem System nicht (wie so oft) die ständige Verknappung von Gütern den Ton angibt, sondern das zur Verfügung stehende Ausgangsmaterial für Aktionen ständig mehr wird. Wenn auch die Reihenfolge der Karten, die auf die Hand kommen, zufällig ist. Worauf man bei Wettlauf nach El Dorado allerdings schon achten muss: die benötigten Karten zum Vorwärtskommen sollte man zumindest irgendwo in seinem Deck haben. Denn zu Beginn reicht eine Machete (oder Paddel oder Münze), um ein Feld vorzurücken, später dann aber kommen Felder mit zwei und drei erforderlichen Ausrüstungsgegenständen und sogar mit vier Münzen. Aber es gibt keine Überraschungen: Man hat alles im Blick, was vor Einem liegt und kann sich darauf einstellen. Hält man sich lieber links, eher rechts, oder ist der Weg durch die Mitte vielleicht doch günstiger? Vertrau auf deine Karten und dein Gefühl.
Wettlauf nach El Dorado spielt sich leicht. Man kommt mit wenigen Sätzen Erklärung aus. Die einzige Frage, die regelmäßig bei Neulingen auftaucht, ist: Kann ich (zum Beispiel) mit zwei 1er-Karten Machete auf das Feld mit zwei Macheten ziehen? Nein. Um ein Feld zu betreten müssen auf der ausgespielten Karte immer mindestens so viele Symbole sein, wie das Feld anzeigt. Überschüsse verfallen. Anders und einfacher zu merken: Pro Feld braucht es immer exakt eine Karte.
Trotz Spieltiefe ist Wettlauf nach El Dorado ein echtes Familienspiel. Es hat sich seinen Platz auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres 2017 auf alle Fälle verdient.
Pro Zug stehen einem Spieler grundsätzlich immer vier Handkarten zur Verfügung. Durch Sonderkarten können es später mehr werden. Diese Sonderkarten sind in zwei Gruppen gegliedert und für alle sichtbar auf dem Tisch geordnet. Da gibt es die sogenannte Markttafel, an der sechs unterschiedliche Typen von Sonderkarten liegen. Von jedem gibt es drei Stück. Erst wenn alle Sonderkarten des gleichen Typs am Markt gekauft wurden, darf man eine der zwölf anderen Sonderkarten erwerben. Sie sind in der Regel teurer, bringen dafür aber höhere Vorteile.
Zwei Tipps: Karten mit den Jokern sollte man unbedingt in seinem Deck haben und Karten, die einem erlauben am Beginn seines Zugs mehr als vier Karten auf die Hand zu nehmen, können den Turbo zünden.
Denn: Je nach Gelände stellen weniger die Felder mit mehreren Paddeln, Macheten oder Geldbedarf das Problem dar, sondern es sind die lieben Mitspieler, die einem im Weg stehen. Pro Feld ist nämlich nur Platz für eine Spielfigur. Und wem es gelingt ordentlich Abstand zwischen sich und seine Kollegen zu bringen, ist nur mehr schwer einzuholen.
Noch zwei Besonderheiten von Wettlauf nach El Dorado sollen nicht unerwähnt bleiben.
Erstens: Das Spielfeld wird jedes Mal neu und anders aus Geländetafeln mit unterschiedlicher Felderaufteilung zusammengesetzt. Zwischen zwei Geländetafeln kommen zufällige Blockaden. Auch sie werden durch Ausspielen der erforderlichen, schon bekannten Symbole Machete, Paddel, Münzen oder einer bestimmte Anzahl beliebiger Karten von einem Spieler aus dem Weg geräumt. Dann ist der weitere Weg für alle frei. Wer die Blockade abräumt, hat den Vorteil am Ende auch dann Sieger zu sein, wenn in der gleichen Runde mehrere Spieler El Dorado erreichen. Wer mehr Blockaden abgeräumt hat, gewinnt. Gibt es auch hier Gleichstand, dann gewinnt, wer durch die aufgedruckten Wertangaben die höhere Summe erreicht. Ein kleines und wirkungsvolles Detail, um Gleichstände aufzuheben, das noch dazu schlüssig ins Wettlauf-Prinzip passt.
Zweitens: Auf einigen Geländetafeln finden sich auch rote Felder. Wer darauf zieht, gibt seine ausgespielte Karte für immer und ewig ab. Sie kommt also nicht mehr ins Deck. Der Sinn dahinter: So wird man nicht mehr benötigte Karten los und hat seine Kartenhand schneller aufgefüllt bzw. sein Deck um „Ballast“ erleichtert. In unseren Testrunden wurde davon kaum Gebrauch gemacht. Zielführender ist, weil es auch flüssiger geht, dieses Entsorgen über Sonderkarten herbeizuführen.
Fazit
Die Spieldauer ist mit rund einer Stunde genau richtig für die Zielgruppe und bleibt spannend bis zum Schluss. Wettlauf nach El Dorado geht (auch dank vorbildhafter Anleitung!) leicht von der Hand, besitzt durch die Sonderkarten (alle in knappen Worten selbsterklärend!) aber so viele Feinheiten zum Taktieren, dass auch anspruchsvolle Spieler großen Gefallen daran finden. Das ist selten.
Nochmals spielen? Das Spiel kommt definitiv ins Griffbereit-Regal. |
Rund ums Spiel
Das Rezensionsexemplar wurde von Ravensburger zur Verfügung gestellt |