Wer ist korrupter?
Malta oder Island? Auch um solche nervenzerfetzende Fragen geht es bei dem Schätzspiel von Heidelberger.
Der Spielplan von Schneller als kurz mit jeweils drei frei wählbaren Eigenschaften für waagrecht und senkrecht. Zu Beginn kommt ein zufällig gewähltes Bild in die Mitte, alle anderen müssen von hier ausgehend angelegt werden. Bilder: Heidelberger |
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Man muss nicht wirklich alles wissen. Man kann auch schätzen. Davon leben zahlreiche Spiele wie Ausgerechnet Buxtehude, Globalissimo, Europa und andere, und allen anderen voraus Pi mal Daumen und Anno Domini. Von allem etwas hat die Reihe Schneller als kurz von Heidelberger.
Im Unterschied zu den meisten anderen Spielen hat Schneller als kurz ein starres Raster, in das die Bildkarten gelegt werden müssen. Vor drei Reihen auf der linken und drei Spalten auf der oberen Seite geben Eigenschaftskarten vor, was eine gelegte Bildkarte erfüllen sollte. Eine Bildkarte muss an den Schnittstellen sowohl die waagrechte als auch die senkrechte Bedingungen erfüllen, sprich: in die auf- und absteigende Reihenfolge der Eigenschaften passen (nach einem ähnlichen Koordinatensystem funktioniert Vivalpina von Carlit/WWF).
Wer eines dieser Spiele schon kennt, wird sich auch bei Schneller als kurz rasch zurechtfinden. Es gibt hier das Startspiel, das den Zusatz Die Box trägt. Die viele Luft in der Schachtel ist insofern Absicht, als dass weitere Editionen darin verstaut werden können. In Die Box sind die Editionen Europa und Säugetiere enthalten.
Die Säugetiere-Edition
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Jedes Bildkärtchen hat auf der Rückseite die Informationen zur Kontrolle. |
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Bei Säugetiere geht es quer durch die Fauna. Man findet das Meerschweinchen ebenso wie den Großten Tümmler oder den Nilflughund. Der Edition (ebenso Europa) sind zehn Eigenschaften der Tiere zugeordnet: Wurfgröße, Alter der Geschlechtsreife, Entwöhnungsdauer, Tragezeit, Körpergewicht, Geburtsgewicht, Kopf-Rumpflänge, Schwanzlänge, Lebensdauer und den Grad der Gefährdung auf der Roten Liste. Davon werden sechs Eigenschaftskarten ausgesucht und wie schon erwähnt, am Rand des Spielplans platziert.
In die Mitte des Spielplans wird eine zufällig gezogene Bildkarte als Startpunkt gelegt. Wenn die Spieler nun loslegen, müssen neue Bildkarten immer an mindestens eine bereits gelegte grenzen. Das Geburtsgewicht, um ein Beispiel zu nennen, muss dabei nun höher oder niedriger sein als das des benachbarten Tieres – je nachdem, ob die neue Bildkarte links oder rechts bzw. unten oder oben angelegt wird.
Die Spieler könnens ich ihre nächste zu legende Bildkarte nicht aussuchen: Alle Bildkarten, die anfangs reihum verteilt werden, müssen mit der Bildseite nach oben als Nachziehstapel gelegt werden. Man kann sich nur dadurch retten, indem in dieser Runde gepasst wird. Dann kommt die Bildkarte offen vor den Spieler – mehr als zwei Bildkarten dürfen allerdings nicht gleichzeitig auf der Seite liegen. Eine weitere Möglichkeit ist, mit seiner Bildkarte eine bereits liegende zur Seite zu schieben, wenn dafür ein freies Feld vorhanden ist. Natürlich sollte die Eigenschaft der neuen Bildkarte genau zwischen denen der beiden anderen Bildkarten passen.
Beispiel einer Kontrolle, ob die Reihenfolge eingehalten wurde: Dreht man die Bildkarten für den Elch und das Dreifingerfaultier um, werden die Werte verglichen. |
Und damit kommen wir zum Kern der ganzen Übung. Die Mitspieler dürfen das Einhalten der Reihenfolge anzweifeln. Kontrolliert wird das durch die Angaben den Rückseiten der Bildkarten. Wer mit seinem Zweifel falsch liegt oder wenn der Spieler zuvor tatsächlich falsch gelegt hat, muss der Verlierer der Wette zur Strafe eine weitere Bildkarte nehmen. Denn Sieger ist auch bei Schneller als kurz derjenige, der als Erster seine Karten losgeworden ist.
Die Europa-Edition
Hier zeigen die Bilder Landestypisches. Nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. |
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Nicht jeder kennt sich gleich gut im Tierreich aus, aber eine gewisse Grundahnung ist von Biologieunterricht und Natursendungen aus dem Fernsehen dann meist doch geblieben. Die Edition Europa ist da anspruchsvoller. Wie viele Nachbarländer oder Einwohner ein Staat hat, oder ob er größer oder kleiner als … ist, das gehört noch zu den leichteren Übungen. Aber hat beispielsweise Frankreich mehr oder weniger Nobelpreisträger hervorgebracht als Italien? Ist der Korruptionswahrnehmungsindex CPI des Vatikans höher oder niederiger als jener des Fürstentums Liechtenstein? (gleich hoch). In welchem der beiden Länder wurde später die letzte Todesstrafe vollzogen? (im Vatikan). Da kann man schnell ins Schwimmen kommen. Auch Eigenschaften wie die Anzahl der Truppen pro Einwohner oder der internationale Global Peace Index als Maßstab für die Friedfertigkeit einer Nation birgt jede Menge Stolpersteine. Und überhaupt: wem weder die nationalen Abkürzungen aus drei Buchstaben (HRV = Kroatien) und die Flaggen nicht geläufig sind, rätselt schon dabei herum, um welches Land es sich auf der Bildkarte überhaupt handelt. Denn auch die Bilder selbst sind oft etwas für Insider.
Diese Rahmenbedingungen und das Spielsystem selbst zeitigen zwei Folgen. Die einen Spieler finden Schneller als kurz "echt super", auch weil man dabei was lernen könne. Andere wieder ödet das alles an, sie wollen sich nicht mit Fragen auseinandersetzen, ob Moldawien oder Albanien korrupter ist, Malta oder Island friedfertiger ist.
Fazit
Ein klarer Schlussstrich lässt sich bei diesem Spiel nicht ziehen. Dazu waren die Reaktionen in unseren Testrunden zu zwiespältig. Schneller als kurz ist vom Material her und was die Einstiegshürde angeht, durchwegs okay. Aber der Rest scheint dann doch sehr abhängig von Geschmack und Interessenslage zu sein.
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Nr. 1086: Schneller als kurz – Die Box |
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Spielwiese-Code | |
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Themen: Geografie, Tiere
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Rund ums Spiel
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