Spielwiese-Test 1031: Würfel-Express
Triebwagen-Kombination
Mitunter sind es die kleinen unscheinbaren Spiele, die großen Spaß machen. So wie das hier.
Bei Express denkt man unweigerlich an Züge. Und Würfel-Express hat ganz am Rande tatsächlich etwas von der Eisenbahn. Für dieses an sich abstrakte Würfelspiel wird vom Verlag suggeriert, dass die Spieler mit einer Art Express-Zügen sich ein Wettrennen liefern.
Das funktioniert, auch wenn es etwas weit hergeholt. Ziel ist es, als Erster die komplette Streckenlänge zurückzulegen. Dazu müssen wir uns vorstellen, dass unsere "Züge" unterschiedliche Farben haben und im Laufe des Spiels zu verschiedenen "Zug"-Kombinationen aneinandergekoppelt werden. In einer Kombination dürfen allerdings keine gleichfarbenen "Züge" verwendet werden.
Parallel auf 30 Feldern
Soweit die Theorie. In der Spielanleitung ist die Rede von Streckenteilen. Damit baut sich jeder Spieler seine eigene Rennstrecke, parallel zu einem schienenartigen Mittelstreifen und parallel zu den anderen Spielern. Der Mittelstreifen ist 30 Felder lang.
Die Streckenteile gibt es in sechs verschiedenen Farben, jeweils mit zwei bis sechs Gliedern, oder um im Eisenbahn-Jargon zu bleiben: Waggons. Wie gesagt, alles ist sehr abstrakt. Die Streckenteile liegen für alle Spieler gut sichtbar am Tisch und sind vorläufig Allgemeingut. Jeder kann sich bedienen, wenn er eine passende Farbkombination würfelt. Gewürftelt wird mit sieben Farbwürfeln, man darf es bis zu dreimal versuchen und nach jedem Wurf passend erscheinende Würfel zur Seite legen. Spätestens nach dem dritten Wurf vergleicht man, ob es noch freie Streckenteile gibt, die in Farbe und Anzahl der Glieder dem Wurf entsprechen. Es dürfen auch kürzere Streckenteile verwendet werden (zum Beispiel eines mit drei blauen Feldern, wenn man vier oder noch mehr Blau gewürfelt hat).
Irgendwann passt es nicht mehr
Nur: Es geht sich nie und nimmer aus, dass man ohne Schwierigkeiten die 30 Felder zurücklegen kann. Einmal fehlen passende Streckenteile, weil sie schon ein anderer verwendet hat, ein andermal könnte man nach seinem Wurf ein ganz langes Streckenteil verwenden, aber die Farbe ist im bereits ausgelegten "Zug" schon vorhanden.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
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Die erste: Man darf vom Ende seines "Zuges" beliebig viele, bereits gelegte Streckenteile wieder entfernen und in den Vorrat zurücklegen. Nur ein Streckenteil muss als Minimum parallel zum Mittelstreifen liegen bleiben. Allerdings kostet das was: Für jedes weggenommene Streckenteil muss man beim nächsten Würfeln mit einem Würfel weniger auskommen.
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Die zweite: Man darf die anderen beklauen! Aber auch dabei darf nur das jeweils hinterste Streckenteil genommen werden. Pro Wurf dürfen auch mehrere Streckenteile geklaut werden, aber höchstens ein Streckenteil pro Mitspieler.
Bei der ersten Möglichkeit bleiben die übrigen Streckenteile liegen, beim Klauen aber kommen die Mitspieler doppelt zum Handkuss, denn der "Zug" muss als Gesamtes auf den Ausgangspunkt zurückgeschoben werden.
Totalversagen kommt teuer zu stehen
Als dritte Gemeinheit bei Würfel-Express lauert noch die Konsequenz aus Totalversagen. Kann man mit seinem Wurf überhaupt nichts anstellen, wandert das Streckenteil, das in der eigenen Reihe am weitesten vorne ist, zurück in den Vorrat! Deshalb ist es gefährlich, zu forsch von der ersten geschilderten Möglichkeit Gebrauch zu machen. Denn je weniger Würfel einem zur Verfügung stehen, desto höher ist das Risiko. Oft lässt es sich gar nicht vermeiden, jemand anderen zu beklauen.
Ab vier Spielern am besten
Zu Beginn einer Partie kann einen leicht der Eindruck überfallen, dass sich Würfel-Express wie ein Strudelteig in die Länge ziehen wird. Es stimmt, manchmal geht es zäh voran, doch meistens schaffen ein oder zwei Spieler den "Durchbruch" und das Ziel ist von einem der beiden auf einmal doch überraschend schnell erreicht. Der Zeitrahmen von 30 Minuten, den Ravensburger angibt, wird in der Regel bei vier Spielern gut eingehalten. Zu viert oder fünft macht das Spiel am meisten Spaß, zu sechs wird es nicht nur "laaang", sondern auch fad.
"Ganz Schlaue" werden vor und nach jedem Wurf sämtliche Möglichkeiten genau checken, die sich sich aus der aktuellen Lage – Vorrat und die hintersten "Zug"-Teile der Mitspieler als potenzielle Beute – ergeben. Aber man sollte es nicht übertreiben. Würfel-Express lebt auch von Glück, Pech, Risiko und Optimismus. Gegen Ende gilt aber die alte Weisheit, dass Kleinvieh auch jede Menge Mist machen kann.
Fazit
Es ist ein recht flottes, weil einfaches und doch spannendes Spiel. Es bringt willkommene Abwechslung für alle, die Würfelspiele mögen, denen aber die unzähligen Würfelpoker-Varianten schon zum Hals heraushängen.
Ach ja: Und eigentlich hätte man statt abstrakter Farbfelder ja auch gleich Waggons auf die Stanzteile drucken können. Hätte sicher hübsch ausgesehen.
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Nr. 1031: Würfel-Express |
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Spielwiese-Code | |
2009: Ravensburger |
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Themen: Eisenbahn |
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Spielanleitung zum Download |
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