AUSZEICHNUNG. Geschafft! Lange hatte sich die Szene darum bemüht. Seit dieser Woche ist Brettspiele spielen von der UNESCO zum Immatriellen Kulturerbe erklärt worden. Schauen wir genauer hin auf diese Auszeichnung.
"Brettspiele spielen ist eine generationsübergreifende Praxis, bei der Menschen in verschiedenen sozialen Kontexten gemeinsam spielen, um Gemeinschaft zu fördern und Wissen weiterzugeben."
Das ist die Kurzfassung, warum unser Hobby auf die Liste des Immatriellen Kulturerbes der deutschen Kommission der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, kurz UNESCO, gehievt wurde. Fast jedes Land der Erde kann dies nämlich für seine – nennen wir es gar nicht böse, sondern positiv gemeint – Eigenheiten bestimmen, die dann in Summe eine repräsentative Schau der kulturellen Vielfalt auf der Erde ergeben. In Deutschland, wo seoben das Brettspiele spielen mit 17 anderen Besonderheiten aufgenommen wurde, heißt es das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes, im Nachbarland die Liste des Immateriellen Kulturerbes in Österreich, im anderen Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz sowie im einem weiteren deutschsprachigen Land das Register des Immaterielles Kulturerbes in Luxemburg.
Der volle Wortlaut der Anerkennung
"Das Spielen von Brettspielen ist eine lebendige Tradition, die in verschiedenen sozialen Kontexten wie Vereinen, Clubs, Cafés und Jugendzentren, aber auch in privaten Haushalten gepflegt wird. Sie wird durch den Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen Generationen und sozialen Gruppen getragen. Innerhalb der Brettspielszene gibt es eine große Vielfalt der Spielarten, von Strategie- bis zu kooperativen Spielen, die unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen ansprechen. Durch das gemeinsame Spielen entsteht eine integrative und generationenübergreifende Praxis, die Menschen miteinander verbindet, unabhängig von sozialen oder kulturellen Unterschieden.
Die Brettspielkultur in Deutschland ist einer breiten Öffentlichkeit niedrigschwellig zugänglich und vermittelt spezifisches Wissen und Fertigkeiten, insbesondere in der Anwendung und Erklärung von Spielregeln sowie in der Gestaltung von Spielen. Brettspiele spielen fördert die Bildung von Gemeinschaften. Vom ursprünglich eher familieninternen Gebrauch erweiterte sich das Brettspiel hin zu einer sozialen und kulturellen Praxis in gemeinschaftlichen Räumen. Seit den 1970er Jahren wird das Brettspiel kontinuierlich weiterentwickelt, wobei neue Spielarten und Formate mit gesellschaftlichen Themen wie Integration und interkulturellem Austausch aufgegriffen wurden.
Es gibt zahlreiche jährliche Veranstaltungen, bei denen die Menschen aktiv an der Brettspielkultur teilnehmen können, wie die größte Messe für Brettspiele „SPIEL“ in Essen oder regionale Treffen in Spieleclubs und -vereinen. Bei diesen Veranstaltungen können Interessierte nicht nur spielen, sondern sich auch als „Erklärbär“ engagieren und anderen die Spielregeln näherbringen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, sich regelmäßig an Spielabenden in öffentlichen Einrichtungen zu beteiligen, was den Austausch von Wissen und die soziale Interaktion fördert."
Wie es sich, gerade für nichtmaterielle Dinge gehört, um sie einordnen zu können, gibt es eine Reihe von Parametern, wie
- Verbreitung: Deutschlandweit und darüber hinaus
- Zentraler Termin: Ganzjährig
- Bereich: Mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen.
Nun, durchaus mit einer Portion Selbstironie versehen, haben passionierte Spieler bereits reagiert. Ein schönes Beispiel dafür aus Vorarlberg: "Endlich auf einer Stufe mit der „Anlage und Pflege von Flechthecken“ und der „Herstellung von mundgeblasenem gläsernen Christbaumschmuck“. Lasst uns das beim nächsten Spieleabend gebührend feiern! 🥳"
Denn, und das ist ein wichtiger Unterschied: Hier wird eine Tätigkeit gewürdigt – und das ist ja gut so –, die viele Menschen machen, nicht aber das Spiel selbst! Das sei gleich jenen ins Stammbuch geschrieben, die sich für die Anerkennung des (Brett-)Spiels als Kulturgut auf einer Stufe wie zum Beispiel die Malerei stark machen.
Und auch das: es ist eine nationale Auszeichnung. Um auf eine der drei internationalen Listen der UNESCO zu kommen, muss es wiederum vorgeschlagen werden und möglichst von weiteren Staaten unterstützt werden.
Auch wenn man jetzt versucht sein mag Witzchen zu reißen, weil gleichzeitig beispielsweise die Geißbocktradition zwischen den Städten Lambrecht und Deidesheim, die Fastnacht an der Saar oder das Gebrauchshundewesen in den Rang des Immatriellen Kulturerbes erhoben wurden – es ist mehr als verdient. Und jeder, der gerne spielt, trägt zum Erhalt dieses Kulturerbes bei.
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