PROMISPIEL. Mit Donald Trump war erstmals ein US-Prädident angelobt, der zuvor sein eigenes Spiel hatte. spielwiese.at hat den Hintergrund.
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Das Spiel in seiner zweiten Auflage, alles in typischem Trump-Gold: Es gilt sieben Immobilien zu kaufen und mit Gewinn zu verkaufen. |
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Man beachte die Frage auf der Rückseite der Schachtel: Hast du das Zeugs um "der nächste Trump" zu sein? Bilder: Hasbro |
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Die umstrittene US-Website "Breitbart" kramte im vergangenen Sommer das alte Spiel hervor, um Stimmung für Donald Trump zu machen. Eine wechselseitige Beziehung: "Breitbart" ist die erklärte Lieblings-Informationsquelle des zukünftigen US-Präsidenten. |
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Der rechtspopulistische amerikanische Onlinedienst "Breitbart" hat ja keinesfalls immer recht. In diesem Fall jedoch schon, als die Lieblingslektüre des neuen US-Präsidenten am 15. Juni 2015 wieder einmal Stimmung für ihn machte: "Donald Trump Is the Only 2016 Candidate with His Own Board Game." Donald Trump ist der einzige Kandidat mit einem eigenen Brettspiel. Über den zweiten Teil der Schlagzeile darf durchaus disktuiert werden: "And Yes, It’s Actually Really Good" – Das Spiel sei nachwievor gut.
Die Neuauflage von 2004, natürlich wiederum mit goldenen Lettern. |
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Die erste Ausgabe 1989. |
Zu Jahresbeginn wurde Trump – The Game jedenfalls in Originalverpackung auf Ebay um 425 $ angeboten. Gebraucht, oder gar die Zweitauflage war da schon billiger zu haben. Aber um die 100 bis 150 Dollar ist das Spiel zurzeit auf jeden Fall wert.
Denn es ist schon einige Zeit her, dass das Spiel 1989 erstmals im Handel stand. Von Präsidentschaft mag "The Donald" vielleicht schon geträumt haben, aber in den 80ern stand noch sein Immobilienimperium im Mittelpunkt des Milliardärs-Alltags. Der wurde, wie wir längst wissen, mit allen Mitteln vermarktet. Milton Bradley, bei uns als MB in Erinnerung, brachte Trump – The Game als Erstes heraus.
Es war ein veritabler Flop. Auch der zweite Anlauf bei Parker 2004 zündete keineswegs am Markt. Der Roll-out für beide Ausgaben war auf Trumps Heimat beschränkt.
Worum ging's?
Drei oder vier Spieler lieferten sich einen Wirtschaftskrimi um, erraten, Immobilien. Trump – The Game verlief über zwei Phasen. Die Spieler liefen zuerst im Kreis und boten für acht verschiedene Immobilien, ohne ihren wahren Wert zu kennen. Für ihre Gebote erhielten sie (sic!) Trump Cards. Waren alle Immobilien verteilt, begann die Verhandlungsphase. Die Spieler nutzten ihren Trump Cards zum Kaufen und Verkaufen der Liegenschaften. Am Ende gewann der Spieler mit dem meisten Geld. Wie könnte es auch anders sein in der Welt von Donald Trump. Und auch die durchschnittliche Gewinnsumme zwischen 400 und 600 Millionen war dem Thema angemessen.
In der zweiten Auflage wurde das Spiel übrigens etwas vereinfacht, obwohl es an der Spieldauer von gut eineinhalb Stunden wenig änderte. Statt acht gab es nur noch sieben Immobilien und statt einem Würfel zwei.
Entstehung und Trivia
Die amerikanische Seite von Wikipedia hat vergangenen September, nachdem Trumps Kandidatur Gewissheit war, begonnen, die Geschichte des Spiels zu beschreiben. Demnach lud Trump die amerikanische Spielzeugindustrie ein, ein Spiel unter seiner "Marke" herauszubringen. Vier Hersteller gaben ein Offert ab. MB erhielt den Zuschlag, weil, so wurde Donald Trump damals zitiert, die Firma "der Rolls Royce" unter den Herstellern sei. Eine gewisse Ungeduld legte der zukünftige US-Präsident schon damals an den Tag. Als Jeffrey Breslow, einer der drei Autoren (siehe unten), Trump in dessen gleichnamigen Tower in Manhattan das Spielkonzept erklärte, soll Trump ihn unterbrochen haben: "I like it — what's next?"
Trump und MB hatten einen Verkauf von zwei Millionen Exemplaren erwartet. Geworden sind es nur 800.000, wie Trump später einmal zugab.
Lag es an der zu langen Spieldauer oder an der Nähe zu Monopoly? Jedenfalls hatte die nicht zu leugnende Ähnlichkeit mit seinem Welthit Monopoly Parker veranlasst, erst gar nicht um die Produktion für das Trump-Spiel zu bieten. Parker-Chef Phil Orbane sah sich durch das Ergebnis bestätigt, denn "man gehe erschöpft vom Tisch und wolle es kein zweites Mal spielen", lautete sein ätzender Kommentar. Was Parker allerdings 2004 nicht hinderte, Trump – The Game in zweiter Auflage und, wie erwähnt, leicht überarbeitet herauszubringen. Jedoch hatten sich zwischen erstem und zweitem Spiel zwei Dinge verändert. MB und Parker waren durch eine Reihe von Fusionen inzwischen unter gemeinsamen Hasbro-Dach und Donald Trump hatte Erfolg mit seiner TV-Soap "The Apprentice".
Die amerikanischen Medien verrissen das Spiel neuerlich weitgehend. Das "Time Magazine" bezeichnete Trump – The Game auch im zweiten Anlauf als eine "dieser lächerlichen Trump-Ideen".
Vielbeschäftigte Autoren
Autoren des Trump-Spiels waren Jeffrey Breslow, Howard J. Morrison und Rouben Terzian (Bild links). Drei Namen, die eher Insidern der Spielebranche ein Begriff sind. Nichtsdestotrotz gibt es einige Spiele von ihnen, die auch hierzulande "normalen" Spielefans bekannt sind. Als erstes ist Sharp Shooters zu nennen, das die drei 1994 für Hasbro ersonnen, vier Jahre später bei uns als Gambler bei der damaligen Ravensburger-Marke FX herauskam und dann von 2004 bis 2012 bei Ravensburger als leicht verändertes Engel & Bengel im Programm war. Die Spielwiese setzte es 2006 auf den 1. Platz der damals erhältlichen Zockerspiele (siehe Top 10 Zockerspiele).
Mit Ralph Baer und Lenny Cope sorgte Howard J. Morrison 1978 für einen lange anhaltenden Erfolgstitel bei Hasbro: Simon, später dann Senso benannt. Es war ein herausforderndes Reaktionsspiel und eines der ersten Gesellsschaftsspiele, in das (noch primitive) Elektronik eingezogen war. Ralph Baer wird als "Vater des Video-Spiels" bezeichnet, auf ihn gehen viele Patente zurück, zum Beispiel für die erste Spielkonsole "Odyssey". Er war als Rudolf Heinrich Baer 1922 in Deutschland geboren, die Familie emigrierte vor Ausbruch des 2. Weltkriegs nach Amerika. Baer starb 2014. Simon stand 1979 auf der Auswahlliste zum Spiel des Jahres. Bis 2014 kamen für dem deutschsprachigen Markt mehr als ein halbes Dutzend Varianten heraus.
Das Trio war bis 1988 bei der Chicagoer Agentur Marvin Glass and Associates unter Vertrag, die eine lange Reihe erfolgreicher Spielzeug- und Spielekonzepte für die amerikanische Spielzeugindustrie entwickelte. Aus dieser Zeit stammen mehrere Spiele, die Jeffrey Breslow allein oder mit anderen Co-Autoren erfand. Sie kamen vor allem bei MB (heute Hasbro) heraus, wie etwa die Adaption eines Spielhallenerfolgs, Frogger (1981), das Super-Mario-Brettspiel Donkey Kong (1983) oder Yeti der Schneemensch (1977). Neueren Datums schafften es hingegen nur zwei Breslow-Spiele auf den deutschen Markt. 1992, wiederum mit Howard J. Morrison, das Partyspiel Performance von Parker – 1991 noch als Showtime veröffentlicht. Unter beiden Namen war bei uns kein Erfolg beschieden. 1994 war es die kleine Basketball-Simulation Hot Shot (MB).
Bild: Company Breslow Morrison and Terzian
Bild Slideshow: Donald Trump by Gage Skidmore, tailored
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