AUSZEICHNUNG. Das aktuelle Kinderspiel des Jahres 2024 Die magischen Schlüssel verzaubert Kinder mit schönem 3D-Aufbau, „magischen“ Momenten und einer Truhe voll funkelnder Edelsteine. Game Factory, der Verlag, der das Spiel in der deutschem Ausgabe herausgebracht hat, gewährt einen Blick hinter die Entstehungsgeschichte. Sie führt über den Umweg nach Asien schließlich nach Mitteleuropa zurück.
Bild rechts (v.l.):
Die beiden Autoren Arno Steinwender und Markus Slawitscheck mit den Verlegern Peter Gygax (Game Factory) und K. J. Lee (Happy Baobab) bei der Preisverleihung am Sonntagabend in Berlin
Bild: Spiel des Jahres/Youtube
„Der goldene Schlüssel war ein echter Aha-Moment und hat sofort alle unsere Tester überzeugt.“
Das Schachtelinnere ist das Spielbrett bei Die magischen Schlüssel. Kinder ab 6 Jahre begeben sich hier in einen Wald voller Schlüssel. Je weiter sich die Kinder mit Wagemut in den Wald hinein würfeln, desto mehr Kristalle winken als Belohnung. Dafür steckt in jedem Feld des 3D-Aufbaus ein Schlüssel, den die Kinder einsammeln können. Manche davon öffnen die Schatztruhe, andere wiederum nicht. Öffnet sich die Truhe nicht, dürfen die Kinder den falschen Schlüssel behalten und in der nächsten Runde einsetzten, um den Würfelwurf zu verbessern. So führt das Spiel ohne großen Frust Kinder an die Spielmechanik „Push your luck" heran, erklärt Game Factory.
Das Spielmaterial in der Übersicht. Bild: Game Factory |
Bereits vor einigen Jahren formte sich diese Idee in den Köpfen der beiden österreichischen Autoren Arno Steinwender und Markus Slawitscheck. Beide arbeiten bereits lange zusammen und sind ein eingespieltes Team. Regelmäßig treffen sie sich und tauschen gezielt Ideen aus. „Mitte 2018 hatten wir die vage Idee, ein Spiel mit einer Schatztruhe zu entwickeln. Uns war dann schnell klar, dass wir viele Schlüssel für die Schatztruhe haben wollen. Dabei sollten die Spieler im Vorhinein nicht erkennen können, ob ein Schlüssel die Schatztruhe aufsperren wird oder nicht. Uns war sofort klar, dass wir das Spiel zusammen machen wollen", erinnert sich Arno Steinwender.
Von der ersten Idee bis zum fertigen Spiel ist es ein intensiver Prozess, den viele Spielideen nicht überleben. Im Falle von Die magischen Schlüssel waren sich die beiden Autoren aber sicher. „Als erfahrener Spieleautor entwickelt man mit der Zeit ein Gefühl dafür, welche Ideen etwas ganz Besonderes sind. Dass das bei Die magischen Schlüssel so ist, war uns bald klar", erzählt Arno Steinwender. „Damit ein Spiel erfolgreich ist, braucht es aber nicht nur eine gute Idee, sondern auch eine gute Umsetzung. Wir hatten Glück, eine großartige Agentur (White Castle Games, Anm.), Illustratorin (Camilia Peyroux, Anm,) und Verlage zu finden, die unsere Idee wunderschön umgesetzt haben", ergänzt Markus Slawitscheck.
Für eine erfolgreiche Spielentwicklung sind das intensive Testen und Anpassen von Spielregeln essenziell. Oft sind es kleine Details oder Änderungen, die einen großen Unterschied machen können. „Zu Beginn gab es bei unseren Prototypen noch keinen goldenen Schlüssel, der mit Gewissheit die Schatztruhe aufsperrt. Wenn man es bis zum Ende des Weges geschafft hat, durfte man einen beliebigen Schlüssel wählen. Dadurch hat das Spiel aber länger gedauert und manchmal auch für Frust gesorgt. Der goldene Schlüssel war ein echter Aha-Moment und hat sofort alle unsere Tester überzeugt. Weiters haben wir die Verteilung der Schlüssel und Edelsteine einige Male anpassen müssen, damit das Spiel so spannend und ausgewogen wie möglich ist".
Neben dem Ausbalancieren der Spielregeln stellte die Schatzkiste mit Schlüsseln, von denen nicht jeder die Truhe öffnen sollte, alle Beteiligten vor eine Herausforderung. „Glücklicherweise sah Happy Baobab das Potenzial des Spiels, gab noch etwas Magie dazu und fand eine Lösung das Spiel so schön umzusetzen, wie es jetzt – mehrere Jahre nach der Idee – vor uns steht", lobt Markus Slawitscheck den südkoreanischen Verlagspartner.
Gemeinsam mit der Agentur White Castle Games und Happy Baobab feilte das Autorenduo weiter an seiner Spielvision. Spätestens die Reaktion der Testspielenden bestätigte, dass ihr anfängliches Gefühl absolut richtig war. „Als wir die erste funktionierende Schatztruhe hatten und die Reaktionen der Tester beim Öffnen beobachten konnten, war das eine Riesenfreude. Die leuchtenden Augen beim Anblick der Edelsteine deuteten bereits an, dass wir hier ein ganz besonderes Spiel schaffen können", so Arno Steinwender.
Der Weg auf den deutschsprachigen Markt
Auch Frank Weiss, Head of Publishing bei Game Factory war von der Spielidee und Mechanik sofort überzeugt: „Als White Castle Games mir das Spiel während der Pandemie per Webcam vorgestellt hat, war ich begeistert. Zu der Zeit hatten wir entschieden, mehr Kinderspiele zu verlegen. Gut, dass ich kurz vor Ende des Calls auch nach verfügbaren Kinderspielen gefragt habe. Kurz darauf strahlte mich nämlich die südkoreanische Version von Die magischen Schlüssel an". Denn erstmals erschienen war das Spiel 2022 in Korea. Ein Musterexemplar ließ nicht lange auf sich warten und hatte bei den Testfamilien und Game Factory im Handumdrehen einen besonderen Platz.
Zwischenzeitlich entpuppte sich das zauberhafte Kinderspiel unter dem Titel Clefs Magiques inn Frankreich als sehr erfolgreich. Dort erschien es ebenfalls 2022, ein Jahr später in Ungarn. Happy Baobab erreichten daraufhin als weltweiter Rechteinhaber auch von anderen deutschen Verlagen Lizenzanfragen für Die magischen Schlüssel. Nach regem Austausch mit dem südkoreanischen Verlag ergab sich schließlich für Game Factory die Gelegenheit für ein persönliches Kennenlernen. „Im Rahmen einer Messe haben das Exportteam von Happy Baobab und ich uns abends zusammengesetzt und gemeinsam einige Spiele getestet. Persönlich hat es sehr gut harmoniert und wir hatten als Gruppe großen Spaß. Das hat beide Seiten überzeugt. Aus der Offenheit an jenem Abend entstand so eine vertrauensvolle Partnerschaft".
In welchen Ländern Die magischen Schlüssel zukünftig noch erscheinen werden, wird sich zeigen. Sicher ist nur, jede Version bringt immer etwas Neues mit sich, wie beispielsweise das Cover. Die Autoren: „Es ist spannend zu sehen, welche Anpassungen der Grafik es für die einzelnen Länder gibt. Während in der koreanischen Version ein gutmütiger langbärtiger König auf die Königskinder blickt, sieht man am französischen Cover nur die Prinzessinnen und Prinzen. Geschmäcker sind eben verschieden".
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