GEBURTSTAG. Viele runde Geburtstage und Jubiläen werden im neuen „Spielspaß ‚24/25 – Das Jahrbuch für Spielbegeisterte“ gefeiert. Welcher prominente Geburtstag, der diesen Monat begangen wird, uns aber durch die Lappen ging, erfährst du hier. Es geht um eine typisch deutsche Nachkriegsgeschichte.
Der Sandmann der DDR und das Sandmännchen des Westens sind seit der Wiedervereinigung "Unser Sandmännchen" und Held von gut einem Dutzend Spielen. Bild: RBB |
Mindestens zwei Dutzend Spiele hatten bisher die berühmteste Einschlafhilfe zum Thema.
Doch blicken wir zuerst zurück, auf den 22. November 1959. Vor 65 Jahren erblickte Unser Sandmännchen das Licht der Fernsehstudios. Konkret war es der Sandmann. Denn die erste Folge ging über die Bildschirme des DDR-Fernsehens. Der Osten kam damit dem Westen zuvor.
Kindern Gutenachtgeschichten vorzulesen hat eine lange Tradition. Auch Radiosender griffen sie in der Nachkriegszeit auf. Der Sandmann ging erstmals am 19. Mai 1956 auf Sendung des Rundfunks der DDR. Die Idee, daraus auch eine Fernsehsendung zu machen, wurde zwei Jahre später beim Westberliner Sender SFB geboren. Als die Fernsehmacher der DDR von dem Plan des SFB hörten, entwickelte man beim DFF kurzfristig ein eigenes Konzept. In nur zwei Wochen wurde die gewünschte Sandmann-Figur mit aufwendiger Stop-Motion-Animation zum Leben erweckt. Das Sandmännchen des SFB wurde am 1. Dezember 1959, neun Tage nach dem Start seines Pendants beim DFF, in der Bundesrepublik das erste Mal im Deutschen Fernsehen der ARD ausgestrahlt.
Seit der Deutschen Wiedervereinigung wird im Auftrag der ARD Unser Sandmännchen, aktuell vom Rundfunk Berlin-Brandenburg, weiter produziert und in den Vorabendprogrammen des RBB, des MDR und des KiKA gesendet. Das Sehen dieser Sendung war und ist für Kleinkinder in vielen Haushalten ein Ritual vor dem Zubettgehen.
Vom Bildschirm auf den Spieltisch
Vom ersten Tag an fand die Kinderfigur unzählige Fans, sowohl in Ost- wie in Westdeutschland. So folgten alsbald auch Kinderspiele dazu. Während es für die Bundesrepublik ziemlich sicher ist, dass Noris 1964 das erste Sandmännchen-Spiel herausbrachte, sind die Quellen für die DDR weniger zuverlässig. Auf jeden Fall gab es bei Spika 1973 das Spiel Sandmann, lieber Sandmann! Es war ein einfaches Laufspiel mit sechs Sandmann-Figuren und Ereignisfeldern. Wenn alle Mitspieler die 75 erreicht haben, singen die Kinder gemeinsam das Sandmann-Lied. Das gleiche Spiel gab es später auch unter dem Namen Sandmännchen’s Abendspaziergang. Beim westdeutschen Erstling ging es darum, Sätze des Sandmanns mit kleinen Wortkärtchen oder Bildkärtchen zu vervollständigen.
Der überwiegende Teil der Spiele, die bei verschiedenen Verlagen folgten, hatte weniger pädagogische Absichten, sondern drehte sich in verschiedenen Formen darum, das Zubettgehen und Einschlafen zu spielerisch zu animieren. Eine kleine Auswahl:
- 1995, als Noris ein neues Spiel namens Das Sandmännchen-Spiel von Michael Rüttinger herausbrachte, erschien auch beim österreichischen Verlag Piatnik Sandmännchens Gute Nacht-Spiel, obwohl es im österreichischen Fernsehen das Sandmännchen gar nicht gab. Doch die Geschichte des kleinen Manns fußt natürlich in zahlreichen Ländern auf alten Überlieferungen und Legenden.
- Mitte der Nullerjahre war es vor allem Clementoni, der für den Charakter die Lizenz erwarb und zahlreiche Standardspiele – vom Ludo über Domino bis hin zu E-Lector-Lernspiele – herausbrachte.
- Auch bei Spielspass, einem indirekten Nachfolger des Pleite gegangenen Verlags F.X. Schmid, kamen zu dieser Zeit zwei Spiele heraus, Unser Sandmännchen – Komm mit ins Traumland und Unser Sandmännchen – Mein Gute Nacht Spiel.
- Kosmos lizensierte Unser Sandmännchen ab 2011 für drei Spiele und Winning Moves brachte zwischendurch, 2016, eine Sandmännchen-Version als Monopoly Junior heraus.
- Heute ist es der Trötsch Verlag in Gosen-Neu Zittau, im Südosten Berlins, der mit Büchern und Spielen die Marke Unser Sandmännchen hochhält. Aktuell gibt es ein Quartettspiel, ein Memo und mehrere Puzzles.
- Und Sandmann, lieber Sandmann gibt es seit 2019 wieder als Replika bei Spika Spiele im sächsischen Wilsdruff, der den alten Namen nutzt.
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