NEUHEITEN. Selbst und als Vertriebspartner einer ganzen Reihe von Verlagen schüttet Pegasus zur Messe „Spiel“ und das Weihnachtsgeschäft ein wahres Füllhorn an Neuheiten aus. spielweise.at konnte am Wochenende einige bereits spielen.
Intelligent, spannend, ansprechend: Das neue Familienspiel Tower up. Bild: spielwiese.at |
Bei Deep Print Games ist Intarsia erschienen. Mit solchen Holzteilen legen die Spieler einen neuen Parkettboden in ihrem Café. Bild: Pegasus |
Es ist einerseits natürlich subjektiv, was man als „großes“ Spiel bezeichnet. Andererseits sind Schachtelformate schon auch ein bestimmter Parameter. Da ist konkret Everdell Complete Collection als Herbstneuheit unschlagbar: Alle Ausgaben und Erweiterungen, samt Sondermaterial und alles in einer besonderen Qualität, das summiert sich auf 33 x 50 x 18 Zentimeter und acht Kilo; freilich auch zu einem UVP von 350 Euro.
Da dies eher „nischig“ ist, wie eine deutsche Verlagsvertreterin anmerken würde, kommen wir gleich zu kleiner gebackenen Brötchen, aber dennoch zu drei Spielen, die sowohl in das bekannte große quadratische Kartonbehältnis gepackt wurden, als auch im Familienspielbereich vom Qualitätsanspruch her nichts schuldig bleiben. Als da wären:
- Das „Kampagnenspiel“ Dorfromantik hat mit dem „Kampagnenspiel“ Dorfromantik – Sakura eine Weiterentwicklung erfahren. Die Szenerie ist nach Japan umgezogen, der Grundmechanismus ist identisch, als wichtigste Neuerung kommen hier jetzt Kirschblüten zum Punktesammeln hinzu. Es gibt mehr Schachteln, die man „freischalten“ kann, neue, mehr und andere Aufgaben.
- Tower up kommt aus Frankreich und ist ein hochgradig spannendes Bauspiel mit exzellentem Spielmaterial, das die Schachtel fast lückenlos ausfüllt. Alle bauen in einer fiktiven Stadt an Wolkenkratzern. Diese haben eine von vier Farben. Eine Grundregel: Beginne ich mit dem Bau eines Wolkenkratzers, muss ich auch an jenen, die benachbart sind, eine Etage in der jeweiligen Farbe bauen. Die Farben wiederum korrespondieren mit den Farben von vier Baufahrzeugen. Je öfter Baufahrzeugen in den Einsatz kommen, desto mehr Punkte gibt es dafür. Und dann gibt es da noch die Dächer für die Wolkenkratzer! Sie entscheiden (auch) über die großen Punkte, die alle zu erreichen versuchen. Tower up ist ein intelligentes und ein sehr schönes Spiel im doppelten Wortsinn.
- Nicht minder auch der Spiel- und Wiederholungsreiz bei Intarsia, das bei der Quasi-Tochter Deep Print Games beheimatet ist. Autor ist Michael Kiesling und wie schon bei seinem Spiel des Jahres 2018 Azul geht es einerseits ins Ornamentale und andererseits mit sehr einfachen, aber umso überzeugenderen Regeln zur Sache. Wir legen Parkett, bei dem die Holzteile in verschiedenen Farben buchstäblich ineinander greifen. Wer wann was und wo auf sein persönliches Parkett legt, entscheidet über viele wichtige Sonderpunkte. Auch Intarsia füllt die Schachtel randvoll und zählt unserer Meinung nach wie Tower up zu den Schätzen dieses Herbstes.
Monty Python würden an dieser Stelle verkünden: „And now something completely different!“. Ich habe fertig von Marco Teubner ist ein Partyspiel, das der eine oder andere eventuell als sinnbefreit bezeichnen würde. Fakt ist, es gibt genug Menschen, die auf diese Art von Spielen stehen. Der Ablauf ist völlig unvorhersehbar. Wer dran ist, zieht entweder eine verdeckte Karte vom Stapel und nimmt sie auf die Hand oder er spielt eine Karte aus. Auf den Karten stehen allerlei mögliche und schwer mögliche Bedingungen und Anweisungen. Die widersprechen sich zum Teil, was das Chaos nur noch größer macht. Am Ende gewinnt, wer es schafft alle drei Karten „Ich“, „habe“ und „fertig“ vor sich abzulegen – und keine Karte auf der Hand oder vor sich hat, die ihm sagt, dass er nicht gewinnen kann, weil oder bis er …
Wechseln wir erneut das Genre. Waffelzeit ist ein ruhiges Legespiel, bei dem es auf die Positionen von Obst, Schlagrahm und Ahornsiruptropfen ankommt. Liegen alle drei auf einem Feld, ist das sehr gut. Der Auswahlmechanismus für alle über einer zentrale Tafel in der Tischmitte ist originell und erinnert an Spiele von Günter Burkhardt. Dem ist aber nicht so, Autor ist ein Belgier. Mit Kollegen waren wir uns nach einer Partie auch einig, dass die Altersempfehlung ab 8 Jahre viel zu niedrig ist. Mit 8 Jahre können wir hingegen bei Neuauflagen von Schotten Totten und Diamant, die dadurch das Pegasus-Label bekommen, problemlos mit. Noch mehr Neuauflagen, Erweiterungen oder Sammelausgaben lassen wir an dieser Stelle eher außen vor.
Bomb Busters ging sich beim Pressetag von Pegasus nicht mehr aus, eine gewisse Grübelfreude und gebannte Spannung war Kolleginnen und Kollegen aber anzusehen, die es ausprobierten. Es gilt im Versuch- und Irrtummodus herauszufinden, bei wem die Bombendrähte zu entschärfen sind, damit nicht alles in die Luft fliegt. Auch beim Kartenspiel Syncro ist nonverbale Kommunikation gefragt, wodurch Monster abgewehrt werden sollen.
Mit Stapelsalat kommt 2024 ein zweites Kinderspiel von Pegasus heraus, Bella Italia ist Zuwachs in der Reihe der Krimidinner. Auf dem Weg sind weiters Mesos, ein buntes Kartenspiel, bei dem die Spieler in der Mittelsteinzeit Stämme gründen und ihnen Aufgaben zuteilen, sowie das ebenfalls bunte Skyrockets. Hier übernehmen farbige Sanduhren die Rolle von Feuerwerken und wollen zeitlich in Einklang gebracht werden.
Auch drei neue Kooperationen mit dem polnischen Partner Portal Games stehen auf der Neuheitenliste des Herbsts. In der Kategorie Kennerspiel gelistet sind A! Space Puzzle und eine Erweiterung für Imperial Miners – Azteken und Sonderlinge. Thorgal klingt nach einem Rheumamittel, basiert aber auf einem Comic und ist ein episches Expertenspiel. Wie Civolution von Stefan Feld, einem Meister stundenlanger Verstrickungsspiele, der damit mit einem Expertenspiel auch bei Deep Print/Pegasus vertreten ist.
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Bisher in der Serie veröffentlicht:
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