12. APRIL 2014
Zwischen Tokio und Ruhpolding
-------------------------------------------------- ARNO MILLER --------------------------------------------------
Johann Rüttinger hat auf meinen letzten Blog hin das Spiel zur Weltsprache erklärt. Ein schöner Gedanke.
Auf den vorigen Blog habe ich ungewöhnlich viele Reaktionen erhalten. Danke! Sie waren durchwegs positiv. Offensichtlich sehen es viele Spielefans wie ich, und begrüßen die gewachsene Zahl an (kleinen) Verlagen und die inzwischen selbstverständliche internationale Vielfalt an Spieletiteln, -autoren und – nicht zu vergessen – -illustratoren und -grafikern.
«Noch vor 20 Jahren waren viele gute Spiele bereits im Nachbarland unverkäuflich. |
Einen der schönsten Gedanken zum Thema "Wahre Größe" brachte Johann Rüttinger ein. Spiele, sagte er, seien inzwischen eine Weltsprache. Zum Beweis führte er das kleine Bluffspiel Ciao, Ciao ... an. Es wurde in Japan vor wenigen Wochen zum "Game of The Year" gekürt. Rüttinger und Kathi Kappler haben es in ihrem (deutschen) Kleinverlag Drei Hasen in der Abendsonne neu aufgelegt. Auch in einer eigenen japanischen Ausgabe. Der Autor Alex Randolph war übrigens Amerikaner, der zuletzt in Italien lebte, vor allem aber in Deutschland und von Deutschland aus auf vielfältigste Weise die Qualität von Spielen beförderte. Ein noch internationalerer Background ist schwer vorstellbar.
Zu Randolphs Meriten zählt unter anderem, dass durch ihn die Erfinder von Spielen endlich ein Gesicht und einen Namen erhielten. Ohne diese Entwicklung wäre die "Erfindung" und Verbreitung sogenannter "German Games" nur schwer vorstellbar.
Und damit zurück zur Weltsprache Spiel. Natürlich gab es auch schon vor 20 Jahren und viel längerer Zeit Spiele, die rund um den Globus anzutreffen waren. Im Vergleich zu heute allerdings in bescheidener Zahl. Ja, Monopoly … aber in den allermeisten Fällen von mäßig geistiger Herausforderung, sieht man von strategischen Klassikern wie Schach oder Go ab. Blättert man in einem 20 Jahre alten Katalog von Ravensburger, Schmidt oder auch Kosmos, so stieß man zwar auf viele gute Spiele, die aber schon im benachbarten Frankreich, in Italien oder England nicht zu verkaufen waren. Für Spiele, die dort gefragt waren, galt umgekehrt das Gleiche. Von wegen Weltsprache, also einer nennenswerten Palette an Spielen, die in Tokio, Prag, Seoul, Brüssel oder Seattle gleichsam gespielt und verstanden wird wie in Ruhpolding.
Heute werden deutsche Spiele in Japan ausgezeichnet (um beim Eingangsbeispiel zu bleiben), japanische Ideen (Grimoria) in Deutschland. Ganz selbstverständlich. Und die Zahl solicher bilateraler Verknüpfungen wächst von Jahr zu Jahr.
Schön!
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