28. MAI 2014
WeltspielInternationalerKindertagoderso
-------------------------------------------------- ARNO MILLER --------------------------------------------------
Der unlesbare Titel steht für ein unsinniges Problem: Statt die Kräfte zu bündeln, gehen die Protagonisten ihre eigenen Wege.
Heute ist der 28. Mai, heute ist der Internationale Weltspieltag. In drei Tagen, am 1. Juni, ist der Internationale Kindertag. Der (normale) Weltkindertag in Deutschland und in Österreich würde eigentlich am 20. September gefeiert … Weil Kinder quasi per Naturgesetz mit Spielen in Verbindung gebracht wird, wurden und werden die jeweiligen "Feiertage" natürlich von bestimmten Interessengruppen wie dem Spielwarenhandel in Beschlag genommen.
Mit mehr oder weniger Erfolg.
«Ein Tag, der auf dem Silbertablett läge … |
"So wie es den Muttertag und Vatertag gibt, soll künftig auch der Kindertag etwas ganz Selbstverständliches sein", ist der Wunsch von Johannes Schüssler, oberstem Funktionär des österreichischen Spielwarenhandels. Den Satz hat er von seinen deutschen Kollegen des Verbandes der Spielwarenindustrie übernommen.
Muttertag und, etwas weniger im Bewusstsein verankert, der Vatertag sind für Hersteller und Handel wichtige Umsatzhöhepunkte im Jahreskalender. Wer, wenn nicht die Spielebranche, soll sich an einem proklamierten Kindertag klingelnde Kassen erwarten? Die Absicht mit verschiedenen Aktionen das Geschäft anzukurbeln ist durchschaubar, aber völlig legitim. Blöd, dass der 1. Juni dieses Jahr auf einen Sonntag fällt. Da müssen die Geschäfte geschlossen bleiben.
In der Schweiz steht der 1. Juni zwar auch auf einer langen Liste an Tagen mit besonderem Motto, er spielt allerdings eine noch geringere Rolle (fast schon ein Kunststück!) als in Deutschland und in Österreich. In der Schweiz haben es nämlich die Spieleausleihen (Ludotheken) schon vor Jahren geschafft, den Internationalen Weltspieltag zum nationalen Ereignis zu machen. Es gibt eine Fülle an Veranstaltungen und der Handel zieht mit. Der 28. Mai ist auch in den Schweizer Medien inzwischen als "Nationaler Spieltag" präsent. Für einen Tag steht Spielen ganz weit oberhalb der öffentlichen Wahrnehmungsgrenze.
Bei diesem Best-practice-Beispiel frage ich mich seit Jahren, warum der Spielebranche in Deutschland und in Österreich nicht Ähnliches gelingt. Ganz einfach. Nur hin und wieder den Wert des Spiels für die Entwicklung des Kindes zu betonen, für die Stärkung der Gemeinschaft in der Familie, fürs Get-together von Jugendlichen und Erwachsenen ist zu wenig. An einem bestimmten Tag, der auf dem Silbertablett liegt, gemeinsam zu kampganisieren, Akzente zu setzen und dafür womöglich etwas Geld in die Hand zu nehmen – die Chance blieb auch 2014 ungenutzt. Der 28. Mai hätte sich wieder einmal angeboten. Stattdessen wird das Gesellschaftsspiel auch diesen 1. Juni bestenfalls, wenn überhaupt, irgendwo zwischen Dosenwerf-Aktionen des Handels und Billigspielzeug-Verramschung, zwischen Marketing-Krakele von Süßwarenherstellern und Alibi-Fernsehsendungen eine Nebenrolle spielen. Kindertag eben.
Was denkst du darüber?