Die erste „Spiel Essen“ ist eröffnet. Das ist der neue offizielle Name für die ehemaligen „Internationalen Spieletage/SPIEL“. Die Veranstaltung findet unter neuer Herrschaft statt und zu alten Leiden gesellen sich neue Kinderkrankheiten. Nach ungeordneter Wichtigkeit ein paar Gedankensplitter zum Auftakt.
5. OKTOBER 2023
Auch das regionale Radio hat es bemerkt und heute am späten Nachmittag verkündet. Es gebe zahlreiche Spiele zu den Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel. Stimmt, auch wenn man das noch nicht als Trend bezeichnen kann.
Exemplarisch vier Titel:
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Wie schon am Jahresbeginn berichtet, gibt es bei Queen Games das Spiel Future Energy um Stromleitungsnetze – es ist das umfunktionierte Pioneers. Dort waren es Eisenbahnlinien. Für 2024 plant Queen ein Spiel über E-Mobilität.
Schmidt hat mit E-Mission ein Spiel, das man so bei diesem Familienspiele-Verlag nicht erwartet hatte. Ein gehobenes Kennerspiel, das a) fast 80 Euro kostet, b) mindestens zwei Stunden geht und c) eben auch noch kritisch ein Umweltthema behandelt. Überzeugt habe aber vorrangig das Spiel an sich, sagte mir Georg Wild heute, der zuständige Redaktionsleiter. Mit Autor Matt Leacock war auch kein Unbekannter an Bord: Bei Schmidt waren schon dessen Die verbotene Insel und Die Vergessene Stadt erschienen. Das bekannteste und erfolgreichste Spiel Leackocks ist allerdings Pandemie / Pandemic. Und, so ordnet Wild das Niveau ein, E-Mission ist noch um einiges anspruchsvoller als die Virenabwehr: Die Spieler müssen alles unternehmen, damit die Erdtemperatur nicht noch weiter steigt.
Bei Demoela ist Erdeffekt erschienen, ein Kartenspiel, bei dem man „erspielt“ welche täglichen Handlungen zu mehr CO2-Emissionen führen. Und sogar der Klamauk-Verlag Denkriesen hat ein „nachhaltiges Kartenspiel“ namens Planet A. Da muss man durch Kartentausch Aufgaben erfüllen, die die Erde retten.
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Essen, aufwachen! Möchte man am liebsten rufen. Gestern Mittag wurden bei der Pressekonferenz der „Spiel Essen“ die Gewinner 2023 des Deutschen Spielepreises und des Kinderspielablegers bekannt gegeben. Gut 30 Stunden später ist auf der Website der Messe noch nicht nichts davon zu erfahren. Man steckt offensichtlich noch im Spannungsaufbau fest, hat nur alphabetisch die jeweils drei Spiele, die am meisten Stimmen erhalten hatten.
Das tangiert vor allem die Messe selbst, dann die Gewinner-Verlage Strohmann Games und Libellud, erst dann Berichterstattende wie mich. Unsereins hat da ganz andere Sorgen gehabt und hat. Die Neuheitenschau und das Pressecenter sind abseits erst nach längerem Fußmarsch im gefühlten Nirgendwo zu erreichen. Die Neuheitenschau in dieser vollgepferchten Form war eine Zumutung und da trifft man sich wieder mit den Verlagen, deren armen Hunde bei mangelnder Frischluft in der Hitze ausharren mussten.
Von solchen Kinderkrankheiten, die da hoffentlich im nächsten Jahr auskuriert sein werden, zu einem altbekannten Problem, das Tausende ganz normale Spieler betrifft und auch unter neuer Führung der Spielemesse wohl schwer zu heilen sein wird: der Verkehr. Drei, vier Stunden für 20, 30 Kilometer am ersten Messemorgen … das geht schon ans Nervenkostüm.
Wenn man sich überlegt, wie viel CO2 von den Messebesuchern dabei in den Staus ausgestoßen wurde, schließt sich wieder der Kreis zu den eingangs erwähnten aktuellen Spielen.
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