Innerhalb von wenigen Tagen sollen wir zweimal einen Welttag des Spielens feiern. Der zweite ist dieses Jahr neu. Das wirft Fragen auf.
22. APRIL 2024
Es gibt Dutzende sogenannte Welttage. Es war Montag, der 25. März, als die UN-Vollversammlung einen weiteren beschlossen hat. Den des Spielens am 11. Juni. Prinzipiell freut das Spielerhetz ein „International Day of Play“. Allerdings gibt es bereits einen.
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Schon seit vielen Jahren, konkret seit 1999, gibt es den Internationalen Weltspieltag. Der wird am 28. Mai begangen und wurde von der International Toy Library Association (ITLA) ins Leben gerufen. Der Kuriosität, dass es zwei gleiche internationale Gedenktage geben soll, nicht genug. Beide haben das gleiche Ziel und beide werden einmal mehr und einmal weniger von der UNO getragen.
Schauen wir uns zuerst den älteren der beiden Welttage an. Die ITLA ist eine internationale Organisation von Ludotheken und Spielzeugbibliotheken. Dieser Weltspieltag wurde bisher auch von der Unesco unterstützt, also der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Bildung, Wissenschaft und Kultur. Nicht zuletzt deshalb führen auch zahlreiche andere Organisationen, Institutionen, Länder und Kommunen am 28. Mai spezielle Aktionen durch. In Deutschland zum Beispiel werden die Aktivitäten an diesem Tag vom Deutschen Kinderhilfswerk koordiniert. Das politische Ziel des Weltspieltags war und ist auf das Spielen als Grundrecht für jedes Kind hinzuweisen, wie es in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen verankert ist.
Genau darauf beruft sich nun auch der „neue“ International Day of Play, dieses Mal direkt von den Vereinten Nationen proklamiert. Auch hier ist das Ziel, die Aufmerksamkeit auf das 1989 in der Kinderrechtskonvention verankerte Recht zu lenken, das Spielen zu fördern und zu schützen. Man muss kein Schelm sein, um die Initiative dazu gänzlich anders einzuordnen, als es die ITLA tat und tut. Hinter der Kampagne stand eine Gruppe von 23 Partnern wie Lego, Hasbro, Mattel, Nike oder auch dem mexikanischen Unternehmen Kidzania, das weltweit 27 kommerzielle Freizeit- und Themenparks betreibt.
Das Spielen an sich zu fördern und dafür die eine und andere NGO zu unterstützen, ist genauso legitim, wie mit der Herstellung von Spielwaren Geld zu verdienen. Aber hatten Lego & Co es wirklich nötig, eine international bewährte Initiative zu konkurrenzieren und abzukupfern? Grundrecht ist Grundrecht, ein verdoppeltes Grundrecht, das gibt es nicht.
Nun, schaden kann diese Doppelgleisigkeit jedenfalls nicht, wenn man sich Untersuchungen ansieht. Hierzulande wissen nur 30 Prozent der Erwachsenen von diesem Grundrecht. Und freilich ist es so, dass vielen Kindern auf der Welt der Zugang zu Spielzeug und Spielen leider schwer oder gar nicht möglich ist. Wir wissen allerdings auch aus Erfahrung, dass es meistens besser und wirkungsvoller ist eine Anliegen konzentriert auf den Punkt zu bringen, als sich in mehrere Umleitungen zu verirren. In Großbritannien etwa ist der erste Mittwoch im August immer nationaler „Playday“, 2015 riefen sechs Lehrer in den USA für den ersten Mittwoch im Februar einen „Global Day“ fürs Spielen an der Schule ins Leben.
Alles gut und recht, aber auch zielführend? Fragen nach der Strategie müssen sich auch die Vereinten Nationen gefallen lassen. Der 28. Mai wird von der Unesco unterstützt, der 11. Mai von den Generalversammlung, dann gibt es noch am 20. November den Internationalen Tag der Kinderrechte, hinter dem die UN-Organisation Unicef steht.
Zufall oder nicht: Der vor allem von der Freizeitindustrie kampagnisierte neue Welttag des Spielens findet einen Tag vor dem Internationalen Tag gegen Kinderarbeit statt …
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