Wenn der Spielekonzern Asmodee vom Games-Konzern Embracer geschluckt wird, sind zwei Konsequenzen möglich. Das kann sehr spannend werden. Oder schrecklich langweilig.
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17. DEZMEBER 2021
Es war nur eine Frage der Zeit.
Mit Asmodee, respektive seinen Hintermännern, ging der Spielebranche schon vor einigen Jahren ihre Unschuld endgültig verloren. Bis dahin hatte sich die Verlagslandschaft mehr oder weniger „natürlich“ entwickelt. Dann trat Asmodee auf den Plan. Immer wenn die französische Firmengruppe einen Spieleverlag übernahm, dann erfolgte dieser Schritt nicht mit dem primären Ziel noch mehr bessere Spiele zu haben. Das Ziel war den eigenen Firmenwert zu erhöhen. Immer wenn die französische Firmengruppe in den vergangenen Jahren in Europa, Amerika und Asien einen Vertrieb aufkaufte, dann war es nicht das primäre Ziel die eigenen tollen Spiele endlich auch einem neuen Land bekannt zu machen. Das Ziel war den eigenen Firmenwert zu erhöhen.
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Kapitalismus pur.
Jetzt wird Asmodee, inzwischen weltgrößte Brettspielgruppe, mit sattem Gewinn weitergereicht. Das ist an sich nicht die Überraschung, denn so funktioniert das Private-Equity-Business. Haupteigentümer PAI Partners hatte die Asmodee-Gruppe erst 2018 von einer anderen Private-Equity-Firma – Eurazeo – übernommen, die selbst nur fünf Jahre investiert war: Ihr war 2013 Asmodee 143 Millionen wert, die schwedische Embracer Group beabsichtigt nun, nicht einmal zehn Jahre später, 2,75 Milliarden Euro zu bezahlen.
Die eigentliche Überraschung sind die Schweden. Embracer ist keine weitere Finanzfirma, sondern „vom Fach“ oder nennen wir es: artverwandt. Die Embracer Group besteht aus acht eigenständigen Unternehmensbereichen, die in Dutzenden Studios eine lange Liste an Computerspielen erfunden haben und/oder weiterentwickeln. Die Arbeitsweise ist bei beiden Firmenkonglomeraten sehr ähnlich. Asmodee, selbst Herr über 22 Studios, soll der neunte eigenständige Unternehmensbereich werden.
Erstmals spannen sich damit zwei wirklich namhafte Vertreter der beiden Spielewelten – digitale Games hier und physische Brett- und Kartenspiele dort – auf Eigentümerebene zusammen. Das kann spannend werden, wenn die führenden Köpfe ihrer jeweiligen Metiers zusammenarbeiten. Vielleicht bringen sie in dieser neuen Konstellation mehr zusammen, als nur müden Abklatsch in Karton und Plastik. Doch zu befürchten ist eben auch, dass uns Brettspielversionen der über 200 Computer- und Konsolenspiele aus dem Embracer-Universum überschwemmen.
Wo sich Macht und Know-how konzentrieren, müssen Innovation und Kreativität nicht zwangsläufig aufblühen. Nehmen wir Star Wars oder Marvel: Seit sie unter den Disney-Fittichen stehen, nervt und langweilt es zunehmend.
Interessant ist auf jeden Fall die Ankündigung, dass das Asmodee-Management bleibt und die Übernahme keine Auswirkungen auf die operative Struktur haben soll. Das klingt nach Konsolidierung für die Asmodee-Gruppe. Mit der beeindruckenden Rastlosigkeit, hervorgerufen auch durch den Zwang den Firmenwert aufzublähen, könnte es vorbei sein. Die Franzosen und ihre Ableger in ruhigere Gewässer schippern. Mehr Kontinuität und Verlässlichkeit werden jedenfalls nicht schaden.
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Zur Meldung: Asmodee für 2,75 Mrd. Euro nach Schweden verkauft
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